FRÜHERKENNUNG
Jenseits des Blutzuckers: Die versteckte Verbindung zwischen Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes
13. November 2025

Geschrieben von
Ferdinand Skaugerum

Überprüft von
Typ-2-Diabetes entwickelt sich oft über viele Jahre, lange bevor eine Diagnose gestellt wird. Das Problem liegt in der langen, stillen Phase der Insulinresistenz, die der Diagnose vorausgeht.
Die meisten Routine-Checks messen den nüchternen Blutzucker (Glukose). Dieser Wert kann aber trügerisch sein und unauffällig bleiben, obwohl sich bereits Veränderungen im Stoffwechsel entwickeln. Bei Menschen mit erhöhtem Risiko wird auch oft das Langzeitblutzucker-Level (HbA1c) getestet, welches zusätzliche Einblicke bietet.
Wer jedoch sein persönliches Risiko wirklich verstehen und vorbeugen möchte, sollte tiefer hinschauen: Neben HbA1c spielen auch Insulinfunktion, Lipidprofil und das „versteckte“ viszerale Fett in und um die Organe eine wichtige Rolle.
Dieser Artikel erklärt den Unterschied zwischen den Symptomen von Typ-2-Diabetes (z. B. hoher Blutzucker) und seiner eigentlichen Ursache: Insulinresistenz. Wir zeigen, wie sie entsteht, warum sie oft jahrelang unbemerkt bleibt – und weshalb ein normaler Glukosewert irreführend sein kann. Ausserdem klären wir, welche Marker Ihnen ein vollständigeres Bild Ihres Stoffwechsels bieten.
Was ist Typ-2-Diabetes?
Vereinfacht gesagt ist Typ-2-Diabetes eine chronische Erkrankung, bei der der Körper Insulin nicht mehr richtig nutzen kann. Insulin wirkt wie ein Schlüssel, der den Zellen erlaubt, Glukose aufzunehmen und als Energie zu nutzen.
Bei Typ-2-Diabetes reagieren die Zellen nicht mehr wie gewohnt auf Insulin. Das nennt man Insulinresistenz. Als Reaktion versucht der Körper, das Problem zu überkompensieren – er produziert immer mehr Insulin, um die Zellen doch noch zu „öffnen“.
Auf Dauer ist das für die Bauchspeicheldrüse sehr belastend. Irgendwann schafft sie es nicht mehr, genügend Insulin zu produzieren. Dann bleibt Zucker im Blut – und genau das führt zu den dauerhaft hohen Blutzuckerwerten, die Typ-2-Diabetes definieren.
Der entscheidende Unterschied: Typ 1 vs. Typ 2
Typ-1-Diabetes: eine Autoimmunerkrankung
Beim Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an. Die Erkrankung ist genetisch, hat also keine Lifestyle-Ursache und tritt oft in Kindheit oder Jugend auf. Sie führt dazu, dass Betroffene kaum oder kein Insulin mehr produzieren und lebenslang auf Insulin angewiesen sind.
Typ-2-Diabetes: eine Stoffwechselerkrankung
Typ-2-Diabetes ist die häufigste Form von Diabetes – über 90 % aller Fälle gehören zu diesem Typ. Er ist stark mit Lifestyle-Faktoren, Alter und genetischer Veranlagung verbunden. Das bedeutet: Die Erkrankung kann verzögert oder sogar verhindert werden.
Es hat zwei wesentliche Komponenten: Wie oben beschrieben beginnt die Erkrankung meist damit, dass die Zellen im Körper nicht mehr normal auf Insulin reagieren. Dieser Zustand wird Insulinresistenz genannt. In dieser Phase kann die Bauchspeicheldrüse noch normale oder sogar erhöhte Mengen an Insulin produzieren – aber der „Schlüssel“ passt nicht mehr richtig ins „Schloss“ der Zellen, sodass die Glukose nicht effizient aufgenommen wird.
Mit der Zeit setzt diese Insulinresistenz die Bauchspeicheldrüse unter erheblichem Stress. Um die fehlende Wirkung auszugleichen, produziert sie immer mehr Insulin, um dennoch genügend Glukose in die Zellen zu schleusen. Diese Dauerbelastung kann dazu führen, dass die Bauchspeicheldrüse überfordert wird. Irgendwann kann sie nicht mehr genügend Insulin herstellen, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.
So entsteht bei Typ-2-Diabetes häufig eine Kombination aus zwei Problemen:
Die Zellen reagieren nicht mehr richtig auf Insulin.
Die Bauchspeicheldrüse kann irgendwann nicht mehr genügend Insulin produzieren, um den Blutzucker zu regulieren.
Die ersten Anzeichen haben oft… keine Anzeichen
Viele glauben, sie würden „etwas merken“, wenn Diabetes beginnt. Leider ist das oft genau die Fehleinschätzung, die zur späten Diagnose führt.
Warum auf Symptome zu warten ein Fehler ist
Die klassischen Symptome treten erst sehr spät auf – wenn der Blutzucker bereits längere Zeit erhöht ist:
Starker Durst
Häufiges Wasserlassen
Müdigkeit
Verschwommenes Sehen
Schlecht heilende Wunden
Wenn diese Symptome auftreten, befindet sich der Körper meist schon in einer Krisensituation – und der wichtige Zeitraum für echte Prävention wurde verpasst.
Der unsichtbare Auslöser: Insulinresistenz
Ein früher Hinweis auf Typ-2-Diabetes ist die Insulinresistenz (Lee, J., Kim, Mh., Jang, JY. et al., 2023). Sie ist der stille Vorläufer – oft über ein Jahrzehnt, ohne dass man etwas davon merkt.
Ihr Körper hält den Blutzucker in dieser Phase oft noch im Normalbereich. Aber er schafft das nur, weil er extrem hohe Insulinmengen produziert. Diese hohen Insulinwerte können im Hintergrund bereits Entzündungen fördern und die Gefässe schädigen – während der Blutzucker „perfekt“ aussieht.
Ist Typ-2-Diabetes ein ernstes Gesundheitsrisiko?
Ja. Unbehandelt ist es eine ernsthafte Erkrankung, die langfristig viele Organe schädigen kann.
Typ-2-Diabetes ist ein Risikoverstärker für andere, schwerwiegende Erkrankungen wie:
Herzinfarkt und Schlaganfall
Nierenschäden
Nervenschäden (v. a. an Füssen und Händen)
Augenprobleme bis hin zur Erblindung
Das Ziel der Prävention ist nicht nur, eine Diagnose zu vermeiden, sondern die Folgeschäden, die häufig viel gefährlicher sind.
Wie du mehr aus Ihrem regulären Gesundheitscheck herausholst
Ein regelmässiger Check-up beim Hausarzt ist ein guter Start. Schweizer Hausärztinnen und Hausärzte folgen evidenzbasierten nationalen und internationalen Leitlinien für das Diabetes-Screening und spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose und Betreuung.
Trotzdem erhält man – vor allem ohne Risikofaktoren oder unter 40 – oft nicht alle Tests, die ein vollständiges Stoffwechselbild ergeben würden. Dazu zählen etwa der Langzeitblutzucker (HbA1c), Parameter der Insulinresistenz (HOMA-Index) oder Messungen der Körperzusammensetzung und des viszeralen Fetts.
Die Falle des normalen Blutzuckers
Ein Standard-Check-up ist wertvoll, aber der nüchterne Blutzucker zeigt nur eine Momentaufnahme und verpasst frühe metabolische Veränderungen. Wer ein umfassenderes Bild möchte, profitiert von zusätzlichen Markern wie Nüchterninsulin oder einer MRI-basierten Analyse der Fettverteilung.
Der Körper kompensiert jahrelang, um den Blutzucker im Normalbereich zu halten. Das kann den Eindruck erwecken, alles sei in Ordnung, obwohl sich im Hintergrund bereits eine Insulinresistenz entwickelt.
Die Datenlücke: Wo ist Ihr Nüchterninsulin?
HbA1c wird häufig ergänzt, wenn bereits ein Risiko besteht. Für gesunde, beschwerdefreie Menschen fehlt in Routineuntersuchungen jedoch ein zentraler Marker: das Nüchterninsulin.
Es zeigt, wie hart der Körper arbeiten muss, um normale Blutzuckerwerte zu halten – und ein erhöhter Wert kann ein sehr früher Hinweis auf Typ-2-Diabetes sein. Diese Tests gehören nicht standardmässig zum Screening, da sie je nach individueller Risikolage eingesetzt werden.
Warum das wichtig ist: Normale Blutzuckerwerte können echte Gesundheit bedeuten … oder ein spätes Stadium der Prädiabetes, kurz bevor die Bauchspeicheldrüse erschöpft ist. Zusätzliche Marker zur Insulinresistenz machen einen Check-up deutlich aussagekräftiger.
Die Marker, die wirklich zählen
1. HbA1c (Hämoglobin A1c)
Misst den durchschnittlichen Blutzucker der letzten 2–3 Monate und ist stabiler als eine einfache Nüchternmessung.
2. Nüchterninsulin & HOMA-IR
Wichtige Frühmarker für Insulinresistenz, aber selten im Standard-Check-up enthalten.
Der HOMA-IR aus Glukose und Insulin zeigt frühzeitig, ob die Zellen weniger sensibel auf Insulin reagieren.
3. Lipidprofil (ApoB & Triglyceride)
Insulinresistenz zeigt sich häufig zuerst im Fettstoffwechsel: erhöhte Triglyceride und ein erhöhter ApoB-Wert. ApoB ist zudem ein präziser Marker für Herz-Kreislauf-Risiken.
Der versteckte Risikofaktor: Was ein Ganzkörper-MRI zeigt
Metabolisches Risiko hängt nicht nur von Blutwerten ab, sondern stark davon, wo der Körper Fett speichert.
Viszerales Fett
Das gefährliche, entzündungsaktive Fett im Bauchraum, das um Organe wie Leber, Bauchspeicheldrüse und Darm liegt. Man kann schlank aussehen und dennoch hohe Mengen davon haben. Ein Ganzkörper-MRI mit AI-basierte Körperzusammensetzung ist die genaueste Methode, um es zu quantifizieren.
Nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD)
Lagert sich Fett in der Leber ab, reagiert sie schlechter auf Insulin – ein zentraler Treiber in Richtung Typ-2-Diabetes und ist mit einem MRI klar erkennbar.
Was passiert nach der Diagnose?
Eine Diagnose von Prädiabetes oder frühem Typ-2-Diabetes ist kein Urteil, sondern ein wichtiger Moment für Veränderung.
Kann Typ-2-Diabetes geheilt werden?
Laut medizinischen Leitlinien gibt es keine Heilung, aber Remission ist möglich: normale Blutzuckerwerte ohne Medikamente, erreicht durch anhaltende Lebensstiländerungen. Der Körper kann sich in vielen Bereichen erholen.
Der wichtigste Hebel: Lebensstil
Prävention und Remission basieren auf denselben Grundlagen. Es braucht keine radikalen Diäten, sondern nachhaltige Veränderungen:
Reduzieren Sie: stark verarbeitete Lebensmittel, Zucker, Weissmehlprodukte
Erhöhen Sie: Protein, gesunde Fette, viel Gemüse und Ballaststoffe
Bewegung wirkt stark: Besonders Krafttraining verbessert die Glukoseaufnahme, indem es dem Körper mehr „Speicherplatz“ bietet. Auch Schlaf spielt eine entscheidende Rolle, da schlechter Schlaf die Insulinsensitivität sofort verringert.
Ihr Aktionsplan: Von reaktiv zu präventiv
Du solltest nicht auf Symptome warten, um aktiv zu werden. Wer seine Gesundheit bewusst gestalten möchte, braucht Daten statt Vermutungen.
Hören Sie auf zu raten. Fangen Sie an zu messen.
Der Erweiterter Bluttest von Ahead umfasst alle relevanten Marker für Typ-2-Diabetes wie HbA1c, Nüchterninsulin, Triglyceride und ApoB.
Unsere AI-basierte Körperzusammensetzung (in Advanced & Pro) misst per Ganzkörper-MRI die Verteilung von Fett und Muskelmasse und zeigt, wie sie deinen Stoffwechsel und deine langfristige Gesundheit beeinflussen.
Die Kombination aus Blutwerten und MRI liefert ein vollständiges 360-Grad-Bild deiner metabolischen Gesundheit.
Zusammenfassung





